Reliquienverehrung in Köln
Die Tagespost: Ein Herzstück Assisis
Eine Herzreliquie des jungen Heiligen Carlo Acutis zieht Massen in den Kölner Dom. Besonders junge Katholiken fühlen sich zum „Influencer Gottes“ hingezogen. – 01.08.2024, 07:00 Uhr – Von Regina Einig
Der 24. Juli 2024 könnte als historischer Tag in die Geschichte des Kölner Doms eingehen. An diesem Abend zeigt sich, wie die Menschen in der Domstadt spontan mit den Füßen abstimmen. Schon am frühen Abend herrscht Ausnahmezustand im Langhaus des Domes. Wo sonst Touristen das Gotteshaus besichtigen, strömen die Menschen zur Andacht. Es hat keine offizielle Werbung für die Abendmesse gegeben. Nur über soziale Netzwerke, WhatsApp und Mund-zu-Mund-Propaganda haben sich die Gläubigen auf den Reliquienbesuch des seligen Carlo Acutis (1991-2006) aufmerksam gemacht. Die gesamte Region ist vertreten. Auch die in Werktagsmessen normalerweise nur spärlich vertretene Generation Z füllt heute reihenweise die Bänke.
Einer von ihnen ist Paul Menzel, Ministrant in der unweit des Domes gelegenen Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse. Seine Großmutter hat ihm vor einiger Zeit von dem italienischen Seligen erzählt. Zur Firmung in diesem Jahr schenkte ihm ein Freund die Lebensgeschichte Carlos. „Seitdem bin ich fasziniert von Carlos Leben und seiner Liebe zur Eucharistie. Er bedeutet mir viel: Ich versuche, mich in ihm wiederzufinden“, berichtet der 16-Jährige. Vorbildlich findet er an dem seligen Carlo Acutis, dass er täglich die heilige Messe besuchte und eine Internetseite über eucharistische Wunder gestaltete. Zudem sind die Gläubigen der muttersprachlichen Gemeinden scharenweise gekommen. Als die Andacht zu Ende geht, werden die Stehplätze allmählich knapp. Die Herzreliquie des italienischen „Cyber-Apostels“, der in diesem Jahr heilig gesprochen wird, hat auch nördlich der Alpen etwas in Bewegung gebracht.